50 Jahre Eishockey in Waldkraiburg- wenn das kein Grund zum Feiern ist. Am 16. März feiern die Löwen ihren runden Geburtstag mit einer großen Sause samt Legendenspiel. Im Rahmen dieser Party wird auch der aktuelle Kapitän Daniel Hämmerle verabschiedet und man möchte zurückblicken auf die zum Großteil durchaus erfolgreiche Geschichte des sportlichen Aushängeschilds der Industriestadt Waldkraiburg.
Als sich im Winter des Jahres 1968 eine Gruppe um den Miesbacher Heini Hitzenberger, Manfred Ahnert und Günther Pfohl- Großvater vom aktuellen Nationalspieler und DEL-Profi Fabio Pfohl- zusammenfand und die Eishockeyabteilung im VFL Waldkraiburg ins Leben rief, hätte man vielleicht davon geträumt, aber es sicher nicht für möglich gehalten. Nämlich dass daraus einmal ein Verein würde, der große Erfolge feiern und sogar in der 2. Bundesliga vertreten ist und gleichzeitig ein Klub hier seine Anfänge nimmt, bei dem spätere deutsche Nationalspieler ihre ersten Schritte machen. Doch genau so kam es und die Geschichte des Waldkraiburger Eishockeys ist- auch wenn im letzten Winter nicht alles so erfolgreich war- eine, die sich sehen lassen, auf die jeder in Waldkraiburg stolz sein kann und eine, die in diesen unruhigen Zeiten beweist, was erfolgreiche Integration bewirken kann. Der Großteil der „ersten“ Eishockeyspieler waren damals nämlich Spätaussiedler der ehemaligen Tschechoslowakei, gemeinsam mit einigen Waldkraiburgern. Sie legten den Grundstein für das heutige Eishockey in der Industriestadt und ab der Saison 1971/72, zu der auch die heutige Raiffeisen Arena, damals noch als offene Kunsteisbahn, eröffnet wurde, nahm man am Spielbetrieb in der Kreisklasse teil. Gemeinsam mit dem ESC Dorfen, dem EHC München, dem EC Königsdorf, dem EC Gaißach, dem EC Höhenkirchen und dem EV Rosenheim 2. Im Kader standen damals unter anderem die Torhüter Vit und Dedek, in der Defensive Georg Schindler, Adi Müller, Adi Hübel, Miro Tesinsky, Edi Dedek, im Angriff unter anderem Peter Ullmann – Vater des über 220-maligen deutschen Nationalspielers und heutigen DEL-Profi Christoph Ullmann – die Schwarzer-Brüder Paul und Georg, Ernst Fischer, Franz Spacek und der heute noch oft und gern im Stadion gesehene Peter Hoff. Um nur einige zu nennen. Gründervater Hitzenberger stand damals an der Bande, Co-Trainer und später Cheftrainer war Verteidiger Adi Müller. Der denkt heute noch gerne an die damalige Zeit zurück: „Zuerst hatten wir eine Eisplatte am Volksfestplatz, dann kam das Stadion und bei der Eröffnung war ich Kapitän“ erinnert sich Müller. „Mit den verschiedenen Nationalitäten hat das einwandfrei funktioniert“ so Müller weiter, der auch im Nachwuchs viele Spieler trainierte und später in Gendorf und Trostberg beim Eishockey Aufbauhilfe leistete.
Bereits nach drei Jahren gelang der erstmalige Aufstieg der Vereinsgeschichte in die Landessliga, gefolgt von zwei weiteren direkt in die Regionalliga. 1983 ging es erstmals in die drittklassige Oberliga, nach zwei Jahren gelang sogar die Sensation mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga. Trotz sportlichen Klassenerhalts wurde im Sommer 1986 aber wieder in die Landesliga Bayern zurückzogen. Nach zwei Spielzeiten war die Mannschaft erneut in die Regionalliga aufgestiegen und 1990 war man dann wieder in der Oberliga Süd. 1991 spaltete sich schließlich die Eishockeyabteilung vom Hauptverein ab und war von nun an als EHC Waldkraiburg aktiv. „Das waren viele erfolgreiche Jahre und auch wenn es immer wieder mal Abstiege gab, sind wir auch immer wieder aufgestiegen und haben viele eigene Spieler herausgebracht“ erklärt EHC-Urgestein Adi Müller.
In all den Jahren war Georg „Schorsch“ Koller im Verein in erster Linie als Chef-Einkäufer aktiv und dabei lotste er zahlreiche Spieler der Extraklasse nach Waldkraiburg. Jamie Hanlon machte 1991 in 42 Oberliga-Spielen 121 Scorerpunkte (81 Vorlagen), spielte später in der DEL für Krefeld. Außerdem holte er aus Übersee Spieler wie Mike Taylor, Edward Neighbours, Douglas Owen, Jeff Tessier, Mark McGuire, Eric Stokes, Brad Scott, Mark Lori, Robert Giffin, John Goodman, Ritchie Herbert, Paul Pedinelli, Steve Schäfer, Andrew Steward, Scott McDonald, Kelly Morel, Scott Nichol oder Jeff Mead. Aber auch aus Schweden, der damaligen Tschechoslowakei oder Russland wurden Spieler geholt- die werden aber überstrahlt von einem einzigen Spieler, der heute noch in Waldkraiburg ist und auch beim Legendenspiel nicht fehlen darf: Zdenek Cech. Mit 319 Toren und 285 Vorlagen in 249 Spielen ist er Führende in der vereinsinternen Scorerliste. Der heute 59-Jährige kam 1993 nach Waldkraiburg und wenn man an Spieltagen freundlich fragt, schenkt er einem in der Stadiongaststätte auch mal ein Bier aus.
Viele Gründe zum Trinken und Feiern hatte man auch nach der Abspaltung vom VFL als EHC Waldkraiburg „Die Löwen“. Und das nicht nur, weil man mit Rainer Zerwesz, Martin Walter, Christoph Ullmann, Markus Draxler oder Fabio Pfohl Spieler in die DEL brachte, die zum Teil heute noch aktiv sind und Nationalspieler wurden. Es wurden auch zahlreiche Titel geholt: Nach Oberliga und Regionalliga wurde man mit der Einführung der DEL in die neue 2. Liga Süd, damals drittklassig, eingestuft. Dieser gehörte man bis 1999 an, dann zog man sich wieder in die Landesliga zurück, um dann ab 2002 in der viertklassigen Bayernliga, der höchsten Spielklasse im Freistaat vertreten zu sein. Es begann eine der erfolgreichsten und beständigsten Zeiten des Waldkraiburger Eishockeys mit dem Vizemeistertitel 2006, dem Gewinn der Bayerischen Meisterschaft 2008, nach dem „Betriebsunfall Abstieg 2010“ der Gewinn des bayerischen Pokals und der direkte Wiederaufstieg 2011, die Meisterschaft 2016 und der Oberliga Aufstieg. Dort hielt man im ersten Jahr die Liga mit dem Gewinn der bayerischen Playoff-Meisterschaft und damit ist man aktuell auch bayerischer Rekord-Titelträger. Wenngleich in der letzten Saison der Abstieg aus der Oberliga in die Bayernliga erfolgte, so kann man auf eine mehr als erfolgreiche Zeit in den 50 Jahren Eishockey in Waldkraiburg zurückblicken. Und die Vergangenheit hat gezeigt, dass es immer wieder nach oben geht, denn Löwen geben niemals auf! Da ist sich auch einer der Ersten, die in Waldkraiburg Eishockey spielten sicher: „Solche schwierige Situationen passieren leider immer einmal. Aber wir haben uns immer wieder darappelt. Das wird auch jetzt so sein“ gibt sich Adi Müller optimistisch und zuversichtlich.
Grund genug in jedem Fall, den runden Geburtstag gebührend zu feiern! Mit einem bunten Rahmenprogramm, Freibier und vielen ehemaligen verdienten Akteuren, die sich dann auch noch auf dem Eis duellieren werden steigt am 16. März die große Sause! Außerdem nimmt man Abschied von einem ganz Großen des Waldkraiburger Eishockeys, nämlich Kapitän Daniel Hämmerle, der knapp 500 Spiele im Seniorenbereich für die Löwen bestritten hat. Zum Legendenspiel kommen zahlreiche Akteure der letzten 30 Jahre sowie Teile der Meistermannschaften von 2008 und 2016. Mit dabei sind unter anderem ehemalige Löwen-Akteure wie Zdenek Cech Senior, Rudi Cranz, Richard „Ritchie“ Herbert, Hans Haider, Vaclav Ruprecht, Markus Draxler, Josef „Peppi“ Müller, Vitus Mitterfellner, Thomas Rohrhofer, Martin Walter, Christian Waldmann, Stefan Rohm, der Meisterkapitän von 2008 Nikolas Köttstorfer, Niko Bunck, Sergej Hatkevitch, Rainer Zerwesz, Peter Richter, Martin Führmann, Florian Feistl, Andreas Paderhuber, Daniel Hilpert und Max Kaltenhauser. Los geht’s am 16. März um 16 Uhr. Vor der Raiffeisen Arena wird gegrillt, außerdem gibt es für die Kids eine Hüpfburg und Torwandschießen. Ab Spielbeginn um 18 Uhr gibt es Freibier, in den Drittelpausen werden Spiele durchgeführt, nach der Partie folgen Trikotversteigerung und die große After-Game-Party mit allen Spielern in der Löwenbar. Und damit sich auch keiner Gedanken über seinen Führerschein machen muss, wird ein Shuttle-Service eingerichtet. Für Daniel Hämmerle wird es das große Abschiedsspiel, das ein herausragender und langjähriger Spieler wie „Hämmer“ verdient hat.
In der Saison 2003/ 2004 gab er sein Debüt im Senioren-Bereich des EHC Waldkraiburg, mit Ausnahme der Spielzeiten 2007/ 2008 und 2012/ 2013 ging er nur mit dem Löwen auf der Brust aufs Eis. Vor Beginn der Verzahnungsrunde hatte die Nummer 28 des EHC 470 Spiele für den EHC absolviert, dabei hat er 177 Treffer erzielt und weitere 277 Tor vorbereitet. 2010 hielt er den Löwen nach dem Abstieg in die Landesliga die Treue, gewann im Folgejahr mit 16 Toren und 55 Vorlagen in 27 Spielen die Meisterschaft der Süd-West-Staffel und den Bayerischen Eishockey-Pokal „Bayernkrug“. 2016 folgte der Gewinn der bayerischen Meisterschaft und der Aufstieg in die Oberliga, ein Jahr später wurde mit dem Erfolg in der BEV-Playoff-Meisterschaft der nächste Titel samt dem Klassenerhalt gefeiert.
„Ein Spieler wie Daniel hat einen würdigen Rahmen zum Abschied verdient“ erklärte EHC-Präsident Wolfgang Klose. „Das Alter hat man ihm eigentlich nie angemerkt, auch nicht nach dem Aufstieg in die Oberliga- es hatte eher etwas von einem guten Wein, der im Alter sogar noch besser wird. Mit genau so einem Glas will ich dann auch mit ihm auf seine tolle Karriere bei uns anstoßen“ so Klose weiter. Auch für die Fans, die nach dem durchwachsenen letzten Jahr viel mitmachen mussten, möchten Klose und das Präsidium etwas bieten, um sich zu bedanken für die Unterstützung in den schweren Monaten. Im Fokus steht der 50. Geburtstag und die an vielen Stellen doch sehr erfolgreiche Geschichte des EHC Waldkraiburg und natürlich der Abschied von Daniel Hämmerle. Die Löwen freuen sich, gemeinsam mit den Fans einen unvergesslichen Tag zu erleben und auch für Adi Müller, den ersten Kapitän des EHC Waldkraiburg beim ersten Spiel in der heutigen Raiffeisen Arena, gibt es auf die Frage, ob er am 16. März dabei ist nur eine Antwort: „Ja freile!“