Wenn es um Erfolge im Waldkraiburger Eishockey geht, dauert es nicht lange, ehe sein Name fällt: Trainer Rainer Zerwesz. Als Spieler wurde er mit der Düsseldorfer EG drei Mal Deutscher Meister, nach seiner Rückkehr zum EHC bayerischer Vizemeister und im letzten Jahr holte er sich schließlich als Trainer den Titel mit den Löwen, die nun das Abenteuer Oberliga Süd angehen und erstmals seit 24 Jahren wieder in der dritthöchsten Spielklasse Deutschlands vertreten sind.
Jetzt spielen die Löwen doch in der Oberliga, für die Sie einst sagten, sie stünden nicht zur Verfügung. Wie kam es zu diesem Sinneswandel?
Ich hatte nach der Saison lange überlegt, weil es für mich beruflich auch nicht so einfach ist und die Belastung schon hoch ist. Ich habe dann aber entschieden, für die Bayernliga noch ein Jahr dran zu hängen und zugesagt. Das war im Mai. Dass es jetzt zur Oberliga kommt, hätte ich nicht gedacht, aber ich habe zugesagt für die kommende Saison und dazu stehe ich auch. Unter den Voraussetzungen, dass ich auch keine B-Lizenz machen muss – was zeitlich gar nicht möglich wäre – und jetzt eine Sondergenehmigung bekomme für eine Saison, mache ich es jetzt weiterhin und freue mich drauf!
Mit welchen Gefühlen gehen Sie in die dritthöchste Klasse Deutschlands?
Mit einem positiven, denn es freut mich auch für die Spieler riesig, dass sie für ihre Leistungen der letzten zwei Jahre belohnt wurden. Die freuen sich auch richtig, weil es nochmal eine ganz andere sportliche Herausforderung ist und ich freue mich darauf auch. Obwohl man schon etwas mit gemischten Gefühlen in die Saison geht.
Weswegen?
Weil es doch eine komplett neue Situation ist, mit großen Veränderungen. Etwas neues ist immer etwas spezielles und da muss man auch Respekt haben. Aber jetzt sehen wir erst mal, wie wir in die Saison starten. Wichtig wäre, dass wir mitspielen können und auch den Fans attraktives Eishockey in Waldkraiburg bieten können. Das ist das wichtigste.
Werden Sie Ihre Herangehens- und Arbeitsweise ändern, oder noch mehr professionalisieren?
Nein, denn mehr professionalisieren kann man in Waldkraiburg nicht, allein von den Strukturen her. Die Spieler gehen alle einer Arbeit nach und wir haben wirklich keinen einzigen „Profi“, die Jungs machen das als Hobby und aus Spaß in ihrer Freizeit.
In jedem Fall wird das Stadion aber professionalisiert- hätten Sie gedacht, dass Sie das noch erleben mit einer Vollglasbande, die neusten Ansprüchen dient?
Ich bin jetzt seit 40 Jahren dem Eishockey in Waldkraiburg sehr nahe, aber das hätte ich nicht geglaubt, nein. Darum will ich mich auch nochmal herzlich bei der VR – meine Raiffeisenbank Altötting-Mühldorf bedanken für dieses Sponsoring.
Da freut man sich doch gleich noch mehr auf die neue Saison?
Absolut, denn das wird schon ein anderes Gefühl sein, auch unter richtig professionellen Bedingungen zu spielen.
Die letzten beiden Jahre unter Ihrer Führung war der EHC Waldkraiburg sehr erfolgreich. Einmal war man im Halbfinale, letztes Jahr wurden die Löwen Meister. Das dürfte in Zukunft etwas anders aussehen?
Es hat natürlich Spaß gemacht, zu gewinnen. Jetzt in der Oberliga macht es dann wieder mehr Spaß, die sportliche Herausforderung anzugehen. Wir werden zwar sicher mehr Spiele verlieren als zuletzt, aber es kommen attraktive Gegner und das ist für jeden Sportler, jeden Trainer und sicher auch die Fans ein Highlight. Das ist die Motivation jetzt, auch solche renommierte Teams zu ärgern. Es wird aber nicht leicht werden, denn wir haben zwar einen guten und starken Kader, aber wir hatten für die Bayernliga geplant. Mit den Topmannschaften aus der Oberliga werden wir es schon schwer haben, aber nichtsdestotrotz werden wir schon einigermaßen mitspielen können. Und besonders unsere jungen Spieler können sich nochmals steigern auf diesem Niveau!
Gibt es da einen Appell des Trainers an die Fans und das Umfeld?
Ich hoffe natürlich, dass die Fans uns treu bleiben, auch wenn wir mal vier, fünf Spiele verlieren- das kann jetzt nämlich schon mal schnell wieder passieren und wir sind uns auch dessen bewusst. Aber sie werden immer hochklassiges Eishockey mit hochattraktiven Gegnern sehen. Und für jeden Fan dürfte es ein Leckerbissen sein, nach so langer Zeit mal wieder so hochklassig zu spielen.
Bisher hat der EHC mit Jakub Marek nur eine der zwei verfügbaren Kontingentstelle besetzt, wie sehen da die Planungen aus?
Im Moment gehen uns auch noch zwei Verteidiger ab, die wir mit deutschen Spielern besetzen wollen. Die zweite Kontingentstelle zu besetzen ist derzeit nicht geplant, das muss aber nicht heißen, dass das in einem Monat oder zwei schon wieder anders aussehen kann.
Was halten Sie vom Modus mit der Verzahnung mit der Bayernliga?
Ich finde den Modus sehr gut und auch hervorragend, dass drei Mannschaften jetzt in die Oberliga gehen. Selbst wenn man jetzt nicht den Erfolg von zuletzt hat und auf die Platzierungen 9 bis 12 erreicht- was durchaus passieren kann- kann man die Saison mit dem bayerischen Meistertitel immer noch retten, was für uns auch sehr erstrebenswert ist!