Mit einer 1:2-Niederlage und Null Punkten im Gepäck verabschiedeten sich die ersatzgeschwächten Löwen vom EHC Waldkraiburg am Sonntagabend aus Höchstadt. Im Duell des Bayernliga-Vizemeisters gegen den amtierenden Meister hatten die Alligators das bessere Ende für sich und ohne den überragenden Löwen-Keeper Björn Linda wäre die Partie wohl anders ausgegangen.
Das tolle an der Oberliga Süd ist- neben den neuen Gegner, der gestiegenen Qualität und dem Unterhaltungsmehrwert für die Zuschauer- auch, dass es in diesem Statistik-verliebten Sport jetzt noch mehr Daten gibt, die erfasst werden. Dazu zählt auch der Wert der abgegebenen Schüsse beider Mannschaften pro Drittel. Hier wurde es in Höchstadt wirklich interessant, denn am Ende hatten die Alligators auf das von Björn Linda gehütete Tor 80 (!) Schüsse abgegeben. Zum Vergleich: Im NHL-Spiel zwischen Winnipeg und dem Team des deutschen Nationalspieler Leon Draisaitl, den Edmonton Oilers, wurden 31 Schüsse aufs Oilers-Tor abgegeben. Von daher wunderte man sich schon etwas im ersten Augenblick, doch spiegelte die Zahl auch die Tatsachen wider.
Denn die Mannschaft vom Trainer-Duo Daniel Jun und Petr Kasik legte mächtig los gegen die Löwen, die mit 14 Feldspielern und zwei Torhütern angetreten war, da die grassierenden Magen-Darm- und weitere Grippen inzwischen auch die Löwen erwischt hat. In der achten Minute brachte Patrik Dzemla Höchstadt mit 1:0 in Führung (07:49). Dass es bei dieser knappen Führung bis zur ersten Pause blieb, war in erster Linie der Verdienst von Keeper Björn Linda, der der gewohnte Fels in der Brandung war und insgesamt 33 Schüsse aufs Tor bekam. Auch bedingt durch viele Strafzeiten der Löwen wurde es Linda nie kalt im Spiel.
Im zweiten Drittel waren die Löwen deutlich besser im Spiel und kamen auch zu Abschlüssen, doch der Tor-Motor stottert weiter beim EHC. Mit den fehlenden Martin Führmann, Lukas Wagner und Andreas Paderhuber fehlten zudem drei, die sich im Spiel nach vorne eigentlich auch gern einschalten und für Gefahr sorgen. Die spielentscheidende Szene, wie sie Rainer Zerwesz nach dem Spiel nannte, dann kurz vor dem zweiten Pausentee: Ales Kreuzer traf nach einem feinen Konter zum 2:0 für die Hausherren (37:45) und versetzte den Löwen damit einen Nackenschlag. „Das war bitter, denn wir hatten wirklich gut gespielt bis dahin“ resümierte Zerwesz nach der Partie.
Der Schlussdurchgang begann dann zwar verheißungsvoll für die Löwen, denn Max Kaltenhauser erzielte bereits nach 26 Sekunden den Anschlusstreffer (40:26), doch in der Folge sollte es nichts mehr werden mit dem Ausgleich. Gegen Ende nahm Rainer Zerwesz den bärenstarken Keeper Björn Linda auch noch vom Eis und setzte alles auf eine Karte, doch es sollte nicht mehr sein. Höchstadt feierte den Heimsieg und die Löwen mussten punktelos und mit hängenden Köpfen die Heimreise antreten. Eine bittere Situation- wieder einmal, mit der Coach Zerwesz jetzt richtig umgehen muss: „Wenn du viel verlierst, wird sehr viel negativ gesehen und das muss man von der Mannschaft fernhalten, damit sie weiter an sich glaubt“ so Zerwesz. Gerade für sein Team, dass es besonders in der jüngeren Bayernliga-Vergangenheit gewohnt war, mehr zu gewinnen als zu verlieren. „Das ist jetzt natürlich nicht mehr so- wir schießen kaum Tore und das reicht dann einfach nicht. Die Spieler mit einer hohen Qualität nutzen die Chancen und machen die Tore. Deswegen wird in der Oberliga immer alles knallhart bestraft“ erklärte Zerwesz. „Wenn wir die ersten acht nicht schaffen, geht es Mitte Januar aber wieder weiter und bei Null los. Und gegen die Top-Bayernligisten muss man sich auch erst mal durchsetzen und da muss man schauen die Spannung, die Motivation und das Positive hochzuhalten. Dann werden wir sehen, wo der Weg hingeht. Letztes Jahr im November standen wir auch hier, da waren wir 12. Und am Ende haben wir noch die Meisterschaft geholt. Aber jetzt ist es eine völlig neue Situation und wir werden sehen, wo der Weg hingeht.“ Der Psychologe im Trainer hat offensichtlich viel zu tun in den kommenden Tagen.
Eishockey Oberliga Süd, 21.Spieltag. Höchstadter EC – EHC Waldkraiburg 2:1 (1:0/ 1:0/ 0:1). Tore: 1:0 07:49 Dzemla P. (Petrak M., Kreuzer A.), 2:0 37:45 Kreuzer A. (Lenk A.), 2:1 40:26 Kaltenhauser M. (Hilpert D., Marek J.). Strafen: Höchstadter EC 8 Strafminuten, EHC Waldkraiburg 14 Strafminuten. Zuschauer: 653.