Tomas Martinec hat als Spieler große Erfolge gefeiert und auch als Trainer schon viel erlebt. Seit dem 8.Dezember steht er jetzt beim EHC Waldkraiburg an der Bande und auch mit den Löwen hat der gebürtige Tscheche und DEL-Champion des Jahres 2007 einiges vor. Der Familienvater mit Gattin und zwei Kindern hat die aktuelle Saison auch noch nicht abgehakt!
Tomas Martinec, herzlich willkommen an der Bande des EHC Waldkraiburg! Wie sieht es aktuell emotional in Ihnen aus?
Ich freue mich natürlich sehr! Wir haben zwar nicht so viel Zeit, aber wir wollen etwas bewegen. Das dauert zwar immer ein wenig, aber ich bin heiß!
Wie ist das alles abgelaufen, wie sind Sie auf den EHC aufmerksam geworden?
Ich habe mich einfach beworben und dann den Rückruf bekommen. Ab da ging es eigentlich alles ziemlich schnell!
Mit Christoph Ullmann haben Sie 2007 die Deutsche Meisterschaft und den Pokal gewonnen. Haben Sie sich mit ihrem ehemaligen Mannheimer Teamkollegen ausgetauscht über dessen Heimatverein?
(Lacht) Ja, so klein ist die Welt! Der Christoph hat mir auch schon geschrieben und ein Foto geschickt. Ulle ist super, nicht nur im Eishockey sondern auch mit den Medien, da kennt er sich aus! (lacht)
Gegen Selb waren Sie erstmals in der Raiffeisen Arena- welchen Eindruck haben Sie von der Mannschaft des EHC gewinnen können?
Das Team hat auf jeden Fall Charakter! Sie sind läuferisch sehr, sehr stark und sie kämpfen. Die Verunsicherung war zwar noch etwas da und sie haben sich nicht viel zugetraut und wollten nicht immer eine Entscheidung treffen. Das hängt aber mit dem Selbstvertrauen zusammen und da müssen wir jetzt ansetzen. Dass sie wissen was sie machen, man ihnen Vorgaben und taktische eine Ausrichtung gibt, die sie dann umsetzen. Das wird ein bißchen dauern, aber wenn die Mannschaft daran glaubt, wird es einfacher.
Und von den Fans und der Raiffeisen Arena?
Das war echte Eishockey-Atmosphäre und es hat richtig Spaß gemacht. Die Leute treffen sich, es ist ein tolles Stadion. Das Schöne war: Die Jungs waren hinten, trotzdem hat keiner gepfiffen, im Gegenteil. Die Fans sind hinter der Mannschaft gestanden und genau das ist es, was wir jetzt brauchen. Dass noch mehr Zuschauer kommen, das Team noch mehr Unterstützung kriegt und jeder Spieler so noch zusätzlich gepusht wird. Die Leute sollen ausflippen, wenn ein Schuss geblockt oder gecheckt wird, die Emotionen sollen gegenseitig rüberkommen- vom Eis auf die Tribünen und andersrum.
Inwieweit kennen Sie die Oberliga Süd?
Ich verfolge diese Liga natürlich. Außerdem kenne ich viele Trainer, die im Süden trainieren und ich weiß, dass es keine einfache Liga ist. Sie wird oft auch als die stärkere Liga eingeschätzt.
Wie schwer ist es, während der Saison einzusteigen?
Es ist sicherlich nicht einfach, das ist klar. Auch für die Spieler. Da kommt ein neuer Trainer, der hat neue Vorstellungen, Methoden, Trainingsinhalte. Da muss jeder Spieler mitgehen. Ich muss mich umstellen, die Jungs müssen sich umstellen. Da hängt viel zusammen.
Wo muss man da jetzt ansetzen?
Zunächst bei der taktischen Ausrichtung. Dass die Spieler wissen, wo sie hinlaufen müssen, bei Überzahl, Unterzahl, beim Aufbau. Wie verhalte ich mich in der defensiven, wie in der offensiven Zone, was mache ich beim Bully. Die Jungs müssen wissen: Das ist mein Laufweg, da muss ich stehen, nicht mehr nicht weniger. Das ist einfaches Eishockey, aber manchmal ist genau das das Schwierigste.
Und was erwarten Sie von den Spielern?
Dass sie das annehmen, an sich glauben und dem System vertrauen. Man kann über alles diskutieren und vielleicht muss man gewisse Stellschrauben drehen, aber das wird man dann sehen. Wir müssen aber eine gerade Linie fahren, dass jeder Spieler auf dem gleichen taktischen Level ist. Wir sitzen ja alle gemeinsam im gleichen Boot und müssen darum als Team auftreten. Da gehört jeder dazu- nicht nur der Trainer, auch die Helfer, der Eismeister. Jeder gehört dazu und wenn man zusammenhält, kann man sehr viel bewegen.
Wie genau wollen Sie die Löwen spielen lassen, was ist Ihre Auffassung vom Eishockey?
Wir haben jetzt 100 Gegentore bekommen in dieser Saison. Das ist sehr, sehr viel. Zuerst müssen wir hinten also stabiler stehen. Wir haben mit Korbinian Sertl einen starken Torwart, der gegen Selb gut gehalten hat, und ich denke, wenn wir defensiv gut stehen, kommen die Tore nach vorne von selbst, denn auch der Gegner macht immer Fehler. Aber das muss man sich natürlich erarbeiten. Solange die Chancen aber da sind, ist das schon positiv und mit dem Selbstvertrauen kommen dann auch die Tore.
Sie waren selbst ein erfolgreicher Spieler- wie sehr hilft Ihnen das und was können Sie den Spielern da mitgeben?
Ich kann natürlich die Übungen vormachen, ihnen einige Dinge zeigen und ihnen wieder Selbstvertrauen mitgeben. Und ihnen klarmachen, dass sie es wirklich können. Im Training spiele ich auch gerne mal mit, denn ich will ein Teil der Mannschaft sein und ihnen auch wieder Spaß vermitteln. Damit sie wieder richtig an sich glauben können.
Wie läuft die Zusammenarbeit mit Rainer Zerwesz, der für kurze Zeit einsprang und jetzt noch im Dezember quasi als Co-Trainer das Team übergibt?
Es ist perfekt und ich bin auch froh, dass Rainer weiter mitmacht und die Unterstützung da ist. Er kennt die Spieler und ihre Charaktere, das ist schon Gold wert! Wir haben früher gegeneinander gespielt, waren aber nie in Kontakt. Jetzt haben wir uns am letzten Sonntag erstmals gesprochen und es war, als würden wir uns schon ewig kennen. Wir sind komplett auf der gleichen Wellenlänge und auch wenn er zwar nicht jedes Spiel kann, versucht er bei fast jedem Training da zu sein, hilft er mir und ist auf jeden Fall eine wichtige Person.
Was wollen Sie in diesem Jahr noch erreichen?
Meine Ziele sind immer sehr hoch gesteckt und ich will immer gewinnen. Den achten Platz noch zu erreichen wird zwar sehr, sehr schwer, aber ab und zu hat man solchen Strähnen- dann funktioniert alles, man gewinnt ein paar Mal hintereinander und schon ist man in Schlagdistanz. Es ist noch nicht alles vorbei und wir wollen auf jeden Fall von dem vorletzten Platz weg und werden alles geben.
Zum Abschluss: Was sagt der neue Chef-Coach den Fans der Löwen?
Wenn jetzt 2000 Zuschauer kommen und wir hartes, taktisch sauberes und defensiv gut stehendes Eishockey spielen. Und die Zuschauer dann im positiven Sinn ausflippen- dann haben wir das erreicht, was die Mannschaft jetzt braucht. Dass jeder Fan kommt und die Kleinigkeiten honoriert- einen harten Schuss, einen guten, sauberen Check. Das bringt den Spielern Selbstvertrauen und so können wir uns gegenseitig helfen!