Im Playoff-Viertelfinale stehen die letzten Begegnungen auf dem Programm, die Zeit der großen Entscheidungen in der Eishockey-Bayernliga ist damit angebrochen. Auch der EHC Waldkraiburg weiß dann, ob diese Spielzeit nach der Runde der letzten Acht beendet ist, oder ob es weitergeht im Halbfinale. In der „Best-of-5“-Serie liegen die Löwen gegen Memmingen 2:1 in Front, nutzen sie ihren ersten Matchball am Freitag bei den Indians (Beginn: 20:00 Uhr) nicht, fällt am Sonntag um 17:15 Uhr in Waldkraiburg die finale Entscheidung.
Die Ausgangslage für die Löwen ist mit der 2:1-Führung in der Serie und den damit verbundenen zwei Matchbällen in den maximal ausstehenden Spielen zwar prächtig, doch haben die bisherigen Begegnungen gezeigt, dass Memmingen vollkommen im absoluten Wettkampf-Modus und ein knüppelharter Gegner ist. „Das sind die Playoffs, wir sehen Woche für Woche, dass hier Jeder Jeden schlagen kann“ weiß auch Löwen-Trainer Rainer Zerwesz. „Es ist nicht leicht gegen Memmingen. Sie haben einen richtig guten und sehr erfahrenen Kader mit sehr starken Einzelspielern. Vielleicht konnten sie in der Vorrunde nicht immer alles abrufen, aber jetzt, wo es drauf ankommt, sind sie da. Die wissen genau, was jetzt wichtig ist“ so Zerwesz weiter.
Die Indians spielen schnell und körperbetont, sind alles andere als müde, sie strotzen vor Erfahrung und sind auch vor des Gegners Tor treffsicher. Wer hier nicht aufpasst, dessen Skalp holen sich die Indianer umgehend und auch die noch so komfortabelste Führung darf den Gegner nicht in Sicherheit wiegen- gerade dann, wenn man selbst sich defensiv nicht in absoluter Topform präsentiert. Bestens zu beobachten war dies am letzten Wochenende: Am Freitag herrschte dank einiger Unstimmigkeiten im EHC-Spiel „Tag des offenen Tors“ und Memmingen gewann im heimischen Stadion vor rund 1500 Fans mit 7:6, zwei Tage später führte der EHC nach 20 Minuten mit 5:1 und sah wie der sichere Sieger aus- bis zur letzten Sekunde musste dann aber doch noch gezittert werden, damit der am Ende knappe 6:5-Erfolg über die Zeit gebracht wurde. 15 Gegentore hat der EHC jetzt in den bisherigen 3 Spielen kassiert und das ist für Waldkraiburger Verhältnisse ein schlechter Wert: In 26 Spielen der Vorrunde waren es nur 75 Gegentreffer, in den 8 Spielen der Zwischenrunde gerade mal 19. Die Formulierung „defensiv anfällig“ will Zerwesz deshalb aber nicht gelten lassen; er weiß was passiert ist, will und wird etwas ändern: „Wir haben nicht immer in jedem Spiel so robust gespielt. Nicht so geordnet, wie wir das sonst tun. Dann machst du individuelle Fehler, fängst Kontertore und zwei Gegentore in Unterzahl. Da kamen viele Dinge zusammen.“
Viel zusammenkommen wird am Freitag in jedem Fall auf den Tribünen in Memmingen. Über 2000 Zuschauer werden wohl begrüßt werden dürfen, schenkt man den Äußerungen im Vorfeld Glauben. Möglich ist dies beim Zuschauerkrösus sicherlich, gerade jetzt, wo das Team gezeigt hat, dass es noch keine Lust auf vorzeitigen Urlaub hat. Für Löwen-Coach Zerwesz aber kein Problem und auch kein Grund, sich zu sorgen. Selbst wenn in seiner Mannschaft auch noch viele junge Spieler tragende Rollen haben: „Da mache ich mir keine Sorgen. Wir müssen uns nur auf uns konzentrieren und haben keinen Grund, uns von der Kulisse einschüchtern zu lassen. Wenn wir unser Spiel spielen, dann können wir erfolgreich sein“ so der 47-Jährige. Und selbst wenn dies nicht klappt und am Sonntag im entscheidenden fünften Spiel in Waldkraiburg ein Endspiel ansteht, gibt es laut Zerwesz dann keinen Favoriten: „Jedes Spiel ist völlig offen. Und es haben viele Serien gezeigt, dass es gerade in einem möglichen letzten Spiel egal ist, wo es stattfindet. Da zählen andere Faktoren: Die Tagesform, die mentale Stärke.“ Bevor man aber möglicherweise am Sonntag ab 17:15 Uhr in Waldkraiburg um die Vergabe des Halbfinaltickets kämpft, geht es an den Memminger Hühnerberg. Personell muss Zerwesz jedoch einen Rückschlag verkraften: Lukas Wagner hat sich im Training am Dienstagabend nämlich eine Verletzung zugezogen und fällt ziemlich sicher aus.