Die Tür zum Finale um die Bayerische Eishockeymeisterschaft ist einen Spalt geöffnet für den EHC Waldkraiburg- mehr aber auch nicht. Am Freitag gewann das Team von Trainer Rainer Zerwesz sein Playoff-Halbfinalspiel gegen den EV Lindau mit 6:2 und zeigte eine durchweg starke Leistung. In der Semifinal-Serie, die im Modus „Best-of-5“ ausgetragen wird, sind die Industriestädter jetzt mit 2:1 in Führung gegangen.

 

Von einem Spiel mit „vorentscheidenden“ Charakter hatte Löwen-Coach Rainer Zerwesz unter der Woche gesprochen. „Wer in so einer Serie das dritte Spiel gewinnt, hat gute Karten, sie am Ende für sich zu entscheiden“ erklärte der 47-Jährige und dies hatte er offensichtlich auch seinen Spielern bestens vermitteln können. Denn die Löwen präsentierten sich vor knapp 1000 Zuschauern in großer Spiellaune, waren „bereit“ wie es oft so schön im Eishockey heißt und kontrollierten das Spiel über nahezu die komplette Distanz. Lindaus Trainer Sebastian Buchwieser- an sich eigentlich ein überaus sympathischer, netter Kerl- war nach dem Spiel auf der Pressekonferenz dementsprechend bedient: „Heute waren einige Spieler von uns nicht bereit ein Eishockey-Halbfinale zu spielen. Ich denke sogar, nicht mal bereit ein ernsthaftes Eishockeyspiel zu spielen“ so der Meistertrainer der Vorsaison.

 

Nach einer starken Anfangsphase des EHC, in der sich besonders Gästekeeper Josef Mayer auszeichnen konnte- besonders beim vereitelten Alleingang von Max Kaltenhauser- gerieten die Löwen wegen Spielverzögerung in Unterzahl. Die vier Mann waren aber genug: Daniel Hämmerle schaffte den Break, fuhr gemeinsam mit Kaltenhauser auf den alleinig zurückgeeilten Gäste-Kapitän Tobias Fuchs zu und schloss eiskalt ab (12:48). Nach 18 Minuten zeigte Nico Vogl dann die größte Entschlossenheit vor dem Lindauer Gehäuse und legte erst mit dem 2:0 nach (18:00), nur 29 Sekunden drauf fuhren mit Kaltenhauser und Lukas Wagner erneut zwei Angreifer der Hausherren einen Angriff gegen Keeper Mayer und nur einen verbliebenen Verteidiger der Islanders, die Folge: Das 3:0 durch Wagner (18:29), gleichzeitig der erste Pausenstand. Damit ging ein Drittel zu Ende, welches die Löwen ziemlich komplett im Griff hatten, trotz einiger Fehlpässe im Spielaufbau fand Lindau selten Zugriff.

 

Dies änderte sich aber im zweiten Abschnitt: Denn nachdem Wagner mit einem Traumpass von Fabian Kanzelsberger in Szene gesetzte wurde, allein auf Keeper Mayer fuhr und gnadenlos abschloss (23:28), ließen die Gastgeber etwas nach und es geschahen viele Kuriositäten: Richard Hipetinger ging aus nicht ganz erklärlichen Gründen auf Mario Seifert los und beide mussten 14 Minuten auf die Strafbank. Einer der Linesmen übersah die Bande und fand sich plötzlich vor den Füßen der Zuschauer wieder. Patrick Vetter, der zuvor mächtig souverän hielt, patzte erst beim leichten Schuss von Zdenek Cech und es hieß nur mehr 4:1 (36:10), 38 Sekunden später wurde Vetter allein gelassen und Marco Babic verkürzte erneut (36:48). Kurz vor der zweiten Drittelpause konnte sich Martin Sekera nicht beherrschen, legte sich Jakub Marek an und wurde vorzeitig zum Duschen geschickt, Lindaus Fabian Sing versuchte während der Rangelei das gleiche mit Daniel Hilpert- letzterer hatte für dieses Verhalten aber nur ein müdes Lächeln übrig.

 

Im Schlussdrittel steigerten sich die Löwen wieder deutlich und Lukas Wagner schlug in Überzahl erneut zu (42:12). In den letzten Minuten, die Zdenek Cech nach einem kassierten Stockschlag mit einer sehenswerten Bauchlandung einleitete (51.) und dafür auch zurecht für unsportliches Verhalten auf die Strafbank musste, drückten die Lindauer nochmals gewaltig. Doch die Löwen konnten sich immer wieder befreien, standen defensiv gut und so brachten die Islanders auch in den letzten drei Minuten, in denen sie ohne Keeper agierten, die Scheibe nicht im Tor unter. Im Gegenteil: Der stark aufspielende Daniel Hämmerle schaffte wieder mal den Break, passte auf Kollege Christof Hradek und dieser traf ins verwaiste Tor zum 6:2-Endstand (59:28).

 

Damit steht die Tür zum Finale einen Spalt offen, mehr aber auch nicht. Lindau hat mehrfach bewiesen, was für ein enorm starker Gegner sie sind; zu selbstsicher oder arrogant darf man gegen die Islanders nicht auftreten, sonst geht der Schuss schnell nach hinten und ins eigene Tor los. Schaffen die Löwen am Sonntag nicht die Sensation und gewinnen nicht am Bodensee, steht das entscheidende fünfte Spiel am Mittwoch, um 19:45 Uhr in Waldkraiburg an.

 

 

 

 

 

 

Eishockey-Bayernliga 2015/ 2016, Playoff-Halbfinale, Spiel 3. EHC Waldkraiburg – EV Lindau 6:2 (3:0/ 1:2/ 2:0). Stand in der Serie (Best-of-5): 2:1. Tore: 1:0 12:48 Hämmerle D. (Hilpert D. SH1), 2:0 18:00 Vogl N. (Hämmerle D., Trox M. PP1), 3:0 18:29 Wagner L. (Kaltenhauser M., Marek J.), 4:0 23:28 Wagner L. (Kanzelsberger F., Paderhuber A.), 4:1 36:10 Cech Z. (Fuchs T.), 4:2 36:48 Babic M. (Fuchs T., Lepirecht B. PP1), 5:2 42:12 Wagner L., (Marek J., Hilpert D. PP1), 6:2 59:28 Hradek Ch. (Hämmerle D., Führmann M.).

Strafen: EHC Waldkraiburg 22 Strafminuten + 10 Minuten (Hipetinger R.), EV Lindau 21 Strafminuten + 10 Minuten (Seifert M.) + 20 Minuten Spieldauerstrafe (Sekera M.). Zuschauer: 914.