Fabio Pfohl ist einer der absoluten Senkrechtstarter im deutschen Eishockey. Beim DEL-Klub Grizzlys Wolfsburg sorgt der 20-Jährige Waldkraiburger Woche für Woche für Furore- und das obwohl es gerade die erste „richtige“ Saison des Stürmers in Deutschlands Eliteliga ist. Ausruhen und das Erreichte genießen will Pfohl aber nicht- ganz im Gegenteil. Die Geschichte über den bemerkenswerten Weg eines jungen Mannes mit großen Zielen, der seine ersten Schritte beim EHC Waldkraiburg machte.

 

Sich mit Fabio Pfohl zu unterhalten, ist durchaus angenehm und auch der Spaß kommt im Gespräch mit dem Youngster, dessen Vertrag in Wolfsburg erst vor kurzem vorzeitig bis 2018 verlängert wurde, nicht zu kurz. In der VW-Stadt ist er bei den Eishockeyfans in aller Munde, mit sieben Toren und 20 Vorlagen in 45 Spielen wähnen die Wolfsburger ihn in den lokalen Medien „auf den Spuren Kai Hospelts“ – jener Hospelt ist inzwischen 30, amtierender deutscher Meister mit den Adlern aus Mannheim und war in Wolfsburg zwischen 2008 und 2013 zum Nationalspieler gereift. Doch auch wenn die Euphorie bei Pfohl förmlich greifbar ist, ist da auch etwas anderes, das nicht nur unterschwellig daherkommt, sondern ein zentraler Punkt für den erst 20 Jahre alten, aber doch nicht unerfahrenen jungen Mann ist: Der Ehrgeiz. „Das Ziel ist jetzt und auch in Zukunft auf jeden Fall noch immer die NHL“ erklärt Pfohl, der aufgrund der augenblicklichen Erfolge nicht die Bodenhaftung verloren hat, sondern es ernst meint und weiß, wie wichtig es ist, solche hochgesteckten Ziele zu haben: „Ich möchte immer das Bestmögliche aus mir rausholen“ so der 20-Jährige. Mit seinen Trainern in Wolfsburg, Chefcoach Pavel Gross und Co-Trainer Mike Pellegrims scheint er dafür die besten Voraussetzungen haben. „Beide nehmen sich jeden Tag nochmal extra Zeit für mich und arbeiten mit mir. Die wollen nicht nur 95% sondern 100% von meinem Potential ausschöpfen. Das macht einfach Spaß und der ist extrem wichtig. Wenn ich überlege, dass ich jetzt 20 bin und das mein erstes richtiges DEL-Jahr ist- auf das, was dann noch kommt, kann man sich nur freuen.“

 

Bis der Schritt in die DEL gegangen werden konnte, war es aber ein harter Weg- für Fabio Pfohl und auch seine Familie. Ohne enorme Leistungen der Eltern wären sicher viele aktuelle Profi-Karrieren nichts geworden. Beim EHC Waldkraiburg machte Fabio Pfohl mit nicht mal drei Jahren seine ersten Schritte auf dem Eis- naheliegend, schließlich zählt Fabios Vater Robert Pfohl zu den Vereinslegenden der Löwen und überhaupt war und ist die ganze Familie schon immer beim EHC und eishockeyverrückt: Mein Papa hat 25 oder 26 Jahre selbst gespielt, war dann zwei Jahre hauptamtlicher Trainer und zum Teil auch Trainer der ersten Mannschaft. Mein Onkel Herbert Turba war mit im Vorstand, mein Opa väterlicher Seite war Eismeister und mein Cousin Lukas (Wagner, inzwischen Spieler der 1.Mannschaft EHC Waldkraiburg) und meine Cousine Theresa (Wagner, Spielerin ESC Planegg in der Frauen-Bundesliga) haben auch gespielt“ erinnert sich Pfohl heute, der in der Spielklasse der Knaben aus Waldkraiburg nach Landshut wechselte und hierfür noch immer für die große Unterstützung durch seine Eltern dankbar ist. „Die ersten zwei oder drei Jahre ist die Mama mit mir sechs Mal die Woche nach Landshut gependelt. Irgendwann haben dann aber wir gesagt: Wir ziehen um. Das war ein großer Schritt für uns alle und ich bin meinen Eltern dafür wirklich dankbar.“

 

In Landshut glaubte man dann zwar nicht, dass er den Sprung in die DNL schaffen würde doch das Schicksal meinte es gut mit ihm. Nachdem er von der Erich-Kühnhackl-Stiftung als bester Nachwuchsstürmer Deutschlands  ausgezeichnet wurde, spielte er mit Landshut die deutsche Schülermeisterschaft, die immer in einer Stadt ausgetragen wird, in diesem Fall in Berlin. „Da haben meine Eltern mit Düsseldorfs DNL-Trainer gesprochen und der meinte, ich brauche gar nicht zum Probetraining kommen. Ich soll mir nur das Internat anschauen, ob es mir da gefällt- den Rest, mit Schule usw. das meinte er, würde er alles regeln“ erinnert sich Fabio Pfohl. Der nicht ganz ahnungslose Trainer war übrigens kein Anderer als Christof Kreutzer, heute Cheftrainer der Düsseldorfer EG (DEG) und als Spieler fünffacher Gewinner der Deutschen Meisterschaft mit der DEG – dreimal an der Seite des heutigen Waldkraiburg-Coaches Rainer Zerwesz. Manchmal hat das Schicksal schon einen tollen Humor.

 

Neben der DNL-Truppe von Düsseldorf geht Pfohl ab 2012 mit 17 Jahren auch in der dritten Liga in Duisburg bei den Senioren aufs Eis. Die Füchse kooperierten ab 2013 dann mit den Kölner Haien aus der DEL und im Jahr 2014 spielte Pfohl plötzlich in der ersten Liga des deutschen Eishockeys mit. „Erst habe ich zwei Vorbereitungsspiele gegen Iserlohn gemacht. Das habe ich aber noch  gar nicht so richtig realisiert. Der Uwe (Krupp, Bundestrainer 2005-2011 und Coach in Köln von 2011-2014) hat mich dann auch für die Champions League angemeldet, so durfte ich da auch spielen. Dann ging die Saison los und er hat mich direkt nach Straubing mitgenommen. Die Halle ausverkauft, alles total laut- das war schon Wahnsinn und eine unglaubliche Erfahrung.“ Die Saison lief beim damaligen deutschen Vizemeister allerdings nicht wie erwünscht, Uwe Krupp wurde entlassen und mit ihm war auch Pfohls Zeit beim Kölner EC vorbei. Es ging zurück nach Duisburg wo Pfohl mit 66 Scorerpunkten (22 Tore) in 41 Spielen eine herausragende Saison spielen und Oberliga-Vizemeister werden sollte. Die DEL-Manager wussten, dass sein Vertrag auslaufen würde und beobachteten ihn schon seit dem Senkrechtstart in der DEL in Köln- am Ende machte aber Wolfsburg mit Managerlegende Karl-Heinz „Charlie“ Fliegauf das Rennen. „Der Charlie Fliegauf ist auch öfter bei der U20-Nationalmannschaft gewesen, hat dort zugeschaut und dadurch ist es so gekommen. Ich habe mit meinem Agenten gesprochen und der hat das alles geregelt und so war es dann eigentlich eine schnelle Entscheidung. Ich habe kurz vor der U20-WM im Dezember 2014 unterschrieben“ erinnert sich Pfohl.

 

Und eben dieser „Charlie“ Fliegauf hat jetzt den Vertrag mit Fabio Pfohl schon vorzeitig um ein Jahr bis 2018 verlängert, da der junge Mann zu beeindrucken weiß und man große Stücke auf ihn hält. „Er kann ein sehr guter Spieler werden und hat hierzu alle notwendigen Anlagen. Es macht großen Spaß, ihm zuzuschauen und deshalb sind wir auch sehr froh, dass wir seine weitere Entwicklung gemeinsam gestalten können“ kommentierte Fliegauf die Personalie Ende Januar, nachdem Pfohl mit 20 Scorerpunkten (5 Tore) in 39 Partien für Aufsehen gesorgt hatte und zu einem von Wolfsburgs Shootingstars avancierte. „Ob ich das realisiert habe? Ich sage mal Jein. Am Anfang habe ich mir schon schwer getan und mit der Nervosität zu kämpfen gehabt, denn die DEL war schon etwas anderes. Dann ging es aber Schlag auf Schlag, es kamen Tore und Punkte und immer mehr Vertrauen von Pavel (Gross, Cheftrainer Wolfsburg Grizzlys)- das war super“ freut sich der Youngster noch immer.

 

Sein Talent, sein Ehrgeiz und das Ergebnis aus beidem: der Erfolg, bleiben aber auch anderen nicht verborgen und so spricht auch der andere Waldkraiburger in der DEL, Christoph Ullmann vom amtierenden Deutschen Meister aus Mannheim, nur in den höchsten Tönen über den Ligarivalen: „Man kann Wolfsburg nur gratulieren, dass sie ihn halten konnten. Es ist beeindruckend, welche Entwicklung er genommen hat. Es gibt Spieler, die mitspielen und solche, die die Scheibe wirklich haben wollen- Fabio gehört definitiv zu den Letzteren“ so Ullmann, der auch über Duisburg nach Köln in die DEL kam und mit inzwischen über 700 Spielen eine echte Institution im deutschen Eishockey darstellt. „Das sagen auch meine Mitspieler, wenn sie Fabio spielen sehen. Die meinen: Schau Dir den Pfohl an, wie der in diesem Alter auftritt. Ich denke, es wird nicht mehr lange dauern, dann wird er auch die ein oder andere Weltmeisterschaft spielen“ so der über 200-fache Nationalspieler.

 

Nationalmannschaft, Weltmeisterschaft- auch für den ehrgeizigen Fabio Pfohl, der sich über das Lob des Kollegen mächtig freut, ein Ziel. Doch muss er sich mit seinen Ambitionen manchmal selbst bremsen: „Ich hoffe auch, bald eine WM spielen zu können. Aber bei mir ist das Problem, dass wenn ich mir so etwas in den Kopf setze, denke ich nur noch da dran und dann läuft es irgendwann nicht mehr. Ich möchte jetzt einfach diese Saison so vernünftig beenden, wie sie bisher den Verlauf genommen hat. Ich hab schon bei der U20-WM gespielt und das war wirklich unglaublich. Du vertrittst dein eigenes Land, hast den Adler auf der Brust- das sollte die größte Ehre für einen sein. Aber ich muss sagen, mein Ziel ist es, nach der nächsten Saison bei der WM dabei zu sein, also nach 2016/ 2017.“

 

Zunächst will Fabio Pfohl erst mal in der DEL weiter für Furore sorgen, der Rest wird sich bestimmt ergeben. Daran zweifelt bei dem 20-Jährigen ehrgeizigen Waldkraiburger, der sich irgendwann fürs Eishockey entschied und die Fußballschuhe an den Nagel hängte, ohnehin kaum einer mehr. Er selbst sagte, man könne sich nur freuen, auf das was in den kommenden Jahren noch kommt. Und auch wenn es nicht die NHL wird- wir freuen uns schon jetzt, den Weg weiter zu verfolgen.