Für den EHC Waldkraiburg jagt ein Höhepunkt derzeit den nächsten. Nach dem Derby-Kracher zum Auftakt gegen Landshut geht es an diesem Freitag in der heimischen Raiffeisen-Arena ab 19:45 Uhr gegen die nächste Top-Truppe der Liga, die Wölfe vom VER Selb. Mit einer ähnlichen Gästekulisse wie in der Vorwoche gegen den EVL darf gerechnet werden, optisch unterscheiden sich die Anhänger der Oberfranken aber etwas.

Beim VER Selb ist es Tradition, mindestens zum ersten Auswärtsspiel in der Oberliga eine Art „Motto“ auszurufen und in diesem Jahr lautet dies: Alle in Tracht! Gut 200 Fans werden also am Freitag in Dirndl und Lederhose in der Raiffeisen-Arena aufschlagen, zusätzlich sollen knapp 200 Mitarbeiter der Firma Netzsch in die Industriestadt kommen. Hintergrund: Das Familienunternehmen hat seinen Stammsitz in Selb und die Mitarbeiter aus dem Fichtelgebirge erhalten durch das Duell zwischen den Löwen und den Wölfen die Gelegenheit, sich nicht nur die Partie sondern auch die Standorte der Firma in Waldkraiburg anzusehen. Soviel zu den Rahmenbedingungen rund um die Eisfläche- auf dem Eis steht dem bayerischen Meister gegen den VER eine erneut mächtig schwere Aufgabe bevor. Selb zählt, wie auch der EV Landshut, zu den größten Favoriten auf den Meistertitel in der Oberliga Süd, zuletzt gewannen die Wölfe diesen im Jahr 2014. Im Vorjahr war, nach Platz 5 in der Hauptrunde, in den Ausscheidungsplayoffs gegen Landshut frühzeitig Schluss. Im Kader von Coach Henry Thom hat sich jedoch einiges getan: Verteidiger Florian Ondruschka kam nach elf Jahren aus der DEL zurück zu seinem Heimatverein und unterschrieb bis 2019, mit Ole Oleff von Fass Berlin und Torhüter Sebastian Stefaniszin aus Duisburg holte man weitere Drittligaerfahrene Spieler. Einen überragenden Coup machte man mit der Verpflichtung des Amerikaners Michael Dorr. Der Stürmer spielte zuletzt in der höchsten britischen Liga für Kirkcaldy, war zuvor aber auch schon in Deutschland aktiv. EHC-Kapitän Max Kaltenhauser spielte in der Saison 2012/2013 zusammen mit dem heute 27-Jährigen in Klostersee. Damals verbuchte Dorr in 47 Oberliga-Spielen 44 Tore und 45 Vorlagen. Im Jahr drauf, bei DEL2-Klub Bad Nauheim waren es 56 Punkte (34 Tore) in 53 Zweitligapartien! Dass er das Toreschießen nicht verlernt hat, bewies er in den bisherigen zwei Auftritten der Selber gegen Bad Tölz (5:3) und in Regensburg (3:2 n:V.): Vier Tore und eine Vorlage verbuchte Dorr hier. Gemeinsam mit dem Kanadier Kyle Piwowarczyk, der seit 2011 in Selb spielt und in 260 Spielen 451 Punkte verbuchte (177 Tore), wird Dorr sicherlich für Alarm vor dem Löwen-Tor sorgen- und jetzt haben wir über die restlichen elf Stürmer im Kader noch kein Wort verloren. „Die Qualität im Kader von Selb ist schon deutlich höher und sie sind einer der absoluten Top-Favoriten in der Liga. Das wird eine sehr, sehr schwere Aufgabe und es muss schon alles passen, dass wir da eine Chance haben“ so Löwen-Trainer Rainer Zerwesz im Vorfeld. „Aber unsere Stimmung ist gut und man hat am Freitag nach der Niederlage gegen Landshut gemerkt, dass die Zuschauer unsere Leistung honorieren- auch wenn es am Ende nicht zu einem Punkt oder mehr gereicht hat. Ich hoffe jetzt natürlich, dass wir auch am Freitag gegen Selb wieder die Unterstützung von den Rängen haben, die Jungs werden auf dem Eis wieder alles geben!“

Die Mammut-Aufgabe gegen die Wölfe wird aber nochmals schwieriger, denn der EHC Waldkraiburg muss am Wochenende auf einen seiner Kontingentspieler, den Tschechen Jakub Marek verzichten. Der 25-Jährige hatte sich letzten Freitag beim 2:5 gegen Landshut früh verletzt und musste auch beim ersten Oberliga-Erfolg am Sonntag in Sonthofen (8:6) pausieren. „Jakub wurde am Dienstag geröntgt und leider sieht es nicht gut aus. Er muss Donnerstag ins MRT und dann wissen wir mehr. An diesem Wochenende wird er aber sicher nicht dabei sein, wie lange er insgesamt fehlt, können wir jetzt noch nicht sagen“ erklärte ein angesäuerter EHC-Coach Zerwesz.

Am Sonntag geht die Reise für den EHC Waldkraiburg dann ins rund 350 Kilometer entfernte Schönheide in Sachsen. „Sachsen in der Oberliga Süd?“ werden sich die meisten jetzt fragen. Doch ja, das geht: Seit der Strukturveränderung der Oberligen durch den DEB sind die Schönheider Wölfe seit 2015 im Süden eingeteilt und damit wurde ihnen aufgrund der geografischen Nähe ein lang gehegter Wunsch erfüllt. Im Vorjahr wurden die Sachsen Letzter und holten nur fünf Siege in 40 Spielen, in dieser Saison will man erfolgreicher sein, dennoch sollte für die Löwen mit einer höchst konzentrierten und engagierten Leistung die Chance bestehen, einen Punkt oder mehr zu entführen.

Karten für das Spiel am Freitag gegen den VER Selb gibt es Online (bis 24 Stunden vor Spielbeginn) unter ehcwaldkraiburg.com und auf der Geschäftsstelle in der Raiffeisen-Arena am Donnerstag zwischen 18:00 und 20:00 Uhr. Außerdem werden ab 18:15 Uhr auch wieder wie gewohnt die Abendkassen öffnen.