Mit der breiten Brust eines unerwarteten vierten Platzes traten die Löwen am vergangenen Freitag die schneebelastete Reise nach Schongau an. Bei den dort ansässigen Mammuts, ihres Zeichens Tabellenletzter, wollte der EHC Waldkraiburg gerne sicherstellen, dass auch an diesem Wochenende Punkte auf dem eigenen Konto landen. Doch dass in der Eishockey Bayernliga kein Spiel ein Selbstläufer ist, lernte die Truppe von Trainer Jürgen Lederer an diesem Abend erneut auf schmerzhafte Art und Weise.
Wie unterschiedlich die Eishockeywelt doch sein kann. Am selben Abend, an dem in der Partie Leipzig Icefighters gegen die Hannover Scorpions ganze 264 Strafminuten ausgesprochen werden mussten, kam die Partie EA Schongau gegen den EHC Waldkraiburg mit lediglich zehn Minuten aus. Strafen waren im ersten Drittel auch nicht nötig. Hier ging das Spiel hauptsächlich auf ein Tor: Auf das des Mammut-Schlussmannes Mitja Fiedrich. So sollte nach bereits eineinhalb Minuten das erste Tor für die Löwen fallen. Nachdem er einen Pass aus einem Scharmützel hinter dem Tor erhielt, verwandelte der völlig freistehende Jakub Šrámek per Rückhand das 0:1. Völlig dominant gaben sich die Gäste vom Inn auch im Rest des Drittels. Fast könnte man ihnen schon einen Chancen-Wucher vorwerfen, wenn sie aus aussichtsreicher Position wieder einmal nicht treffen konnten. Auch der starke Torhüter der Mammuts Fiedrich trug seinen Teil dazu bei, dass es zur ersten Pause lediglich 0:1 stand
Dieser Spielstand sollte sich im zweiten Spielabschnitt jedoch drastisch verändern. Ein wenig stärker kamen die Gastgeber aus ihrer Kabine. Trainer Ken Latta fand wohl die passenden Worte. Dennoch gaben vorerst die Löwen weiterhin den Takt an. Die erste Überzahl des Spiels nutzte der EHC Waldkraiburg sogleich, um weiter an der Spitze der Überzahl-Statistik der Bayernliga stehen zu bleiben. Nach einem Pass von Leon Decker suchte Tomas Vrba die Direktabnahme. Torhüter Fiedrich, dem die Sicht von Freund und Feind verstellt war, hatte keine Chance als der Puck halbhoch rechts einschlug. Keine drei Minuten später sollte erneut ein Treffer fallen. Nach einer schönen Körpertäuschung sah sich Leon Decker mit Platz vor dem Tor der Gastgeber. Eiskalt bugsierte er die Scheibe in den rechten oberen Knick zum 0:3. Mit dieser komfortablen Führung im Rücken und dem Gefühl der Dominanz, wurde der EHC jedoch zusehends nachlässiger. Auf diese Weise ermöglichte man es dem Gastgeber die spielentscheidenden zwei Minuten und 17 Sekunden im Spiel zu gestalten. Diese Zeit nämlich brauchten die Mammuts um aus der vermeintlich komfortablen 0:3 Führung der Löwen, ein 3:3 zu machen. Schongaus Grayden Gottschalk spurtete am schnellsten zum Puck, nachdem er seinen Schuss noch vorbei am Tor setzte. Von dort aus spielte er den Pass in den verwaisten Slot, wo bereits David Egle einschussbereit wartete. Nur 14 Sekunden später, direkt nach Wiederanpfiff, legten die Mammuts nach. Nach einem abgefangenen Passversuch von Daniel Hora aus dem eigenen Drittel heraus, kamen die Schongauer Gastgeber erneut zum Schuss und, nach geblocktem Versuch, zum Nachschuss-Tor durch Marco Munzig. Zwei Minuten, in welchen die Löwen weiterhin zusehends von der Rolle waren, zogen ins Land, bevor die Lechstädter das Spiel ausglichen. Grayden Gottschalk, wieder auf dem Eis nach seiner Vorlage zum 1:3, besorgte es diesmal selbst zum Pausenstand von 3:3.
Mit einer kalten Dusche für die Löwen begann der Schlussabschnitt. Nach nur 16 Sekunden im Drittel, sollte Schongau die 4:3 Führung erzielen. Nach einem gut gespielten Pass, quer durch das Waldkraiburger Spieldrittel, stand Schongaus Egle komplett frei und brachte den Puck direkt im Tor unter. Lange Zeit sollte erst einmal nichts passieren. Die Löwen, nach dem Verlust ihrer Spritzigkeit, verliefen sich zusehends in Verzweiflungstaten und scheiternden Einzelaktionen, während Schongau das Spiel mit breiter Brust bestritt. In der 55. Minute gab es dann den entscheidenden Angriff mit dem Stoßzahn des Mammuts. In Überzahl ergriff Schongaus Mann des Abends, David Egle die Scheibe und legte einen Sprint vom eigenen Drittel bis vor das Tor des wiedergekehrten Max Englbrecht hin. Dort versenkte er per Rückhand das 5:3. Zwar können die Löwen noch einmal herankommen, weniger als eine Minute nach dem 5:3, durch Daniel Hora, doch kam dieses Aufbäumen des EHC Waldkraiburg zu spät. Nachdem Englbrecht zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis ging, erzielte Schongaus Krabbat das sechste Tor der Hausherren in das verwaiste Gehäuse der Löwen zum 6:4.
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EA Schongau – EHC Waldkraiburg 6:4 (3:4/0:0/1:1); Tor: #32 Tobias Sickinger, #40 Christoph Lode [X]; Verteidigung: #3 Daniel Hora, #10 Felix Lode, #23 Tim Ludwig, #50 Martin Kokeš, #51 Kende Kassay-Kezi, #52 Korbinian Faltermaier; Sturm: #7 Philipp Lode, #9 Tomas Vrba, #13 Jakub Šrámek, #18 Santeri Ovaska, #34 Leon Decker, #68 Bastian Rosenkranz, #74 Florian Maierhofer, #75 Peter Meier, #88 Nico Vogl, #98 Patrick Zimmermann;
0:1 (2.) Šrámek (Vogl, Maierhofer); 0:2 (26.) Vrba (Decker, Cejka – PP1); 0:3 (29.) Decker; 1:3 (35.) Egle (Gottschalk, Weber); 2:3 (36.) Munzig (Gottschalk, Egle); 3:3 (38.) Gottschalk (Egle, Mühlegger); 4:3 (41.) Egle (Gottschalk, Munzig); 5:3 (55.) Egle (Mühlegger, Ellerbrock – PP1); 5:4 (56.) Hora (Decker, Vrba); 6:4 (60.) Krabbat (Keil, Saal – ENG);
Zuschauer: 131; Strafen: Waldkraiburg 6 Minuten, Schongau 4 Minuten