Beste Unterhaltung und hochklassigen Sport boten der EHC Waldkraiburg und der ESC Dorfen am Freitag Abend im Waldkraiburger Eisstadion. Das bessere Ende im Derby hatten allerdings die Eispiraten aus Dorfen, die am Ende nach Penaltyschießen mit 5:4 gewinnen konnten. Die Löwen versäumten es, trotz schwachem Beginn, in ihrer stärksten Phase, in der sie einen 0:3-Rückstand in ein 4:3 drehten, nachzulegen und für eine Entscheidung zu sorgen.

 

Man werde sehen, wo die Reise in der Gruppe hingehe, hatte EHC-Coach Rainer Zerwesz vor dem Spiel gegen den alten Rivalen gesagt. Der ESC Dorfen hatte am letzten Wochenende noch spielfrei gehabt, konnte sich ausruhen, während die Löwen Vizemeister Höchstadt mit 9:1 niederrangen und im Auswärtsspiel einen Zähler erkämpften. Nach der ersten Begegnung zwischen EHC und ESC lässt sich bezüglich der Reise wohl festhalten: Endstation ungewiss. Denn beide Mannschaften zeigten, dass sie es verstehen, Eishockey zu spielen, boten tollen Sport und sorgten für beste Unterhaltung auf den gut gefüllten Rängen.

 

Der Geheimfavorit aus Dorfen, der sich gerne kleiner redet, als er tatsächlich ist, war von Beginn an im Spiel und drehte auf. Anders die Löwen, die – verglichen mit dem letzten Aufeinandertreffen, als man am Ende nach Wertung durch den BEV (wegen des Fehlens eines Spielers auf dem Spielbericht des EHC) mit 0:5 verlor, im ersten Drittel aber noch dachte, es ginge um etwas- eher im Schlafwagenmodus daherkamen. Körperlich ließen die Hausherren im ersten Drittel so ziemlich alles vermissen, worauf es in einem Derby ankommt, offensiv fehlten die Effektivität und die letzten Konsequenz, während man viel zu verspielt agierte- man schoss daher eigentlich nur ESC-Keeper Andreas Tanzer warm. Und der ist schon ein starker Keeper, wenn er noch nicht auf Betriebstemperatur ist. „Wir haben viel zu pomadig gespielt“ hielt auch Löwen-Trainer Rainer Zerwesz auf der Pressekonferenz nach dem Spiel fest. „Das geht so nicht. Egal gegen wen man spielt und in einem Derby schon gleich zweimal nicht.“ Defensiv schlichen sich bei ein, zwei Akteuren zusätzlich ungewohnte Leichtsinnsfehler ein und so war es auch nicht weiter verwunderlich, dass Dorfen nach dem ersten Drittel mit 2:0 in Front lag. Einmal bemühte Gästestürmer Lukas Miculka den Bauerntrick ins lange Eck, um Patrick Vetter im Löwen-Tor zu überwinden (12:26), Tobias Feilmeier dagegen war da schon deutlich kompromissloser und hämmerte die Scheibe zum Abschluss eines Alleingangs unter die Latte (14:14).

 

Die Löwen wurden Dorfen nicht spielerisch Herr, oft waren es lange Pässe aus dem eigenen Drittel über die neutrale Zone hinweg, mit denen man sein Heil oder eher Unheil vor dem Gästetor suchte. Als dann Alexander Rauscher in Überzahl aus sehr verdeckter Position zum 3:0 für den ESC traf (26:00), stand den Löwenfans die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben und die berühmte Messe schien gelesen. Doch die Löwen rappelten sich auf und gegen Ende des mittleren Abschnitts fanden sie endlich auch besser ins Spiel. Ex-Löwe Mario Sorsak saß nach einem sinnfreien Stockschlag auf der Strafbank, da ließen die Waldkraiburger eine wahre Lawine auf Keeper Tanzer zurollen. Hatte der Dorfener Schlussmann einige davon noch bravourös abwehren können, war er beim „Schüßchen“ von Michael Trox im Gestocher vor seinem Tor machtlos (34:52).

 

Im Schlussdrittel spielten sich die Löwen dann förmlich in einen Rausch und Kapitän Max Kaltenhauser glich mit zwei Toren (41:36 & 49:00) zum umjubelten 3:3 aus. Als dann 48 Sekunden später die Führung für die Hausherren fiel- oder besser von den Unparteiischen angezeigt wurde, denn es waren nicht nur die Fans der Dorfener, welche die Scheibe nicht hinter der Torlinie sahen- überschlugen sich die Ereignisse. Viele Diskussionen fanden statt und neben Florian Brenninger musste auch Dorfens Chef-Wutbürger Lukas Miculka mit einer 10-minütigen Disziplinarstrafe auf die Bank. 10 Minuten und 12 Sekunden waren zu diesem Zeitpunkt noch zu spielen, der mit Abstand beste sowie der viertbeste Stürmer aus dem Spiel- nun schien das Pendel gewaltig in EHC-Richtung auszuschlagen. Doch Tanzer wuchs bei starken Schüssen der Löwen über sich hinaus, bzw., wie man in seinem Fall inzwischen sagen muss: zeigte seine gewohnte Leistung- Und so setzte ESC-Coach Heinz Feilmeier 150 Sekunden vor dem Ende alles auf eine Karte, brachte einen zusätzlichen Stürmer und holte Tanzer vom Eis. Die Konsequenz: Der Ausgleich zum 4:4 durch Lars Bernhardt (58:21).

 

In der anschließenden fünfminütigen Verlängerung sollten keine weiteren Tore mehr fallen, so ging es zum erst zweiten Mal in dieser Saison für die Löwen ins Penalty-Schießen. Miculka traf hier zum Auftakt zunächst als Einziger, Kaltenhauser glich nach zwei vergeblichen Anläufen von Martin Führmann und Daniel Hämmerle aber aus. Als nun die Löwen beginnen durften, trat Kaltenhauser erneut an und Tanzer ließ sich nicht nochmals lumpen. Den entscheidenden Treffer verwandelte dann erneut Lukas Miculka, der ein richtig starkes Spiel zeigte und eigentlich- stünde sich der temperamentvolle Heißsporn nicht oft selbst im Weg- in einer höheren Liga spielen müsste.

 

Eishockey-Bayernliga 2015/ 2016, Zwischenrunde Gruppe B, 3.Spieltag. EHC Waldkraiburg – ESC Dorfen 4:5 n.P. (0:2/ 1:1/ 3:1/ 0:1). Tore: 0:1 12:26 Miculka L. (Fischer F.), 0:2 14:14 Feilmeier T. (Fischer F.), 0:3 26:00 Rauscher A. (Brenninger F. PP1), 1:3 34:52 Trox M. (Hämmerle D., Führmann M. PP1), 2:3 41:36 Kaltenhauser M. (Wagner L., Paderhuber A.), 3:3 49:00 Kaltenhauser M. (Wagner L., Hilpert D.), 4:3 49:48 Trox M. (Hämmerle D., Führmann M.), 4:4 58:21 Bernhardt L. (Feilmeier T.), 4:5 65:00 Miculka L. (Penalty). Strafen: EHC Waldkraiburg 8 Strafminuten, ESC Dorfen 10 Strafminuten + 10 Strafminuten (Brenninger F.) + 10 Strafminuten (Miculka L.). Zuschauer: 954.