Der EHC Waldkraiburg ist Bayerischer Meister der Saison 2015/ 2016. Am Freitagabend gewann die Mannschaft von Trainer Rainer Zerwesz vor der imposanten Kulisse von knapp 2700 Zuschauern das entscheidende letzte fünfte Finalspiel gegen Höchstadt mit 4:2 und kletterte damit auf den Eishockey-Thron im Freistaat.

Es war exakt 22:22 Uhr als sich Jakub Marek einfach ein Herz nahm und ohne aufzublicken den Puck mit einem Schläger, der nicht mal sein eigener war, in Richtung Tor brachte. „Ich wusste, ich muss schießen, ich habe das Tor zwar nicht gesehen, aber die Richtung kannte ich natürlich“ erklärte der junge Tscheche nach dem Spiel. Wenige Augenblicke später passierte die Scheibe die Torlinie des verwaiste Gäste-Gehäuses, 44 Sekunden vor dem Ende traf Marek damit für die Löwen zum 4:2 und sicherte seinem Team die Meisterschaft. „Ich bin unglaublich stolz und es freut mich besonders für die Mannschaft. Wir haben in dieser Saison viel erlebt, hatten am Anfang viele Verletzte, sind in der Tabelle auf Platz 12 abgestürzt aber jetzt stehen wir hier. Ganz großes Kompliment an meine Mannschaft“ erklärte EHC-Trainer Rainer Zerwesz nach Abpfiff und der Pokalübergabe durch DEB-Vizepräsident Marc Hindelang auf dem Eis im Mittelkreis. Mit der Schlusssirene „fluteten“ die Fans die Eisfläche, die Spieler und Fans lagen sich in den Armen, der größte Erfolg seit acht Jahren, als man zum letzten Mal den Titel in die Industriestadt holte, war perfekt.

 

Doch hatte auch die letzte der fünf Begegnungen mit den Alligators aus Höchstadt wieder alles an Drama, Spannung und Tragik bereitgehalten, was man sich höchstens als neutraler Zuschauer wünschen konnte. Anders als in den ersten vier Spielen, fiel diesmal in der Anfangsphase aber kein Tor, vor der imposanten Kulisse – so viele Karten wurden laut Manager Thomas Höfner und der „Herrin der Karten“ Bärbel Zerwesz noch nie verkauft- begannen beide Mannschaften eher zögerlich und waren darauf bedacht Fehler zu vermeiden. Der EHC gab zwar den Ton an, kam zu deutlich mehr Abschlüssen, doch war Gäste-Keeper Philipp Schnierstein, wie schon in den Partie zuvor, mit dem Eröffnungs-Bully auf Betriebstemperatur. Nach gut zehn Minuten musste sich der Keeper aber doch geschlagen geben: Christof Hradek und Daniel Hämmerle fuhren einen Konter perfekt zu Ende, Hämmerle netzte schließlich ein (10:17).

 

Auch im zweiten Drittel waren die Löwen das Team, das die Partie fest in der Hand hatte, doch egal wie gut die Chancen waren, ein zweites Tor sollte noch nicht fallen. Es wurde aber schon früh noch bitterer: Nicht mal zwei Minuten des mittleren Abschnitts waren vergangen, da musste Lukas Wagner mit Spieldauerstrafe zum Duschen, nachdem er einen fallenden Gegenspieler unbeabsichtigt mit dem Stock im Gesicht getroffen hatte. Die vierte Spieldauerstrafe im fünften Spiel für einen Löwen-Akteur aus der ersten Reihe und das bei knapper Führung. Die 5 Minuten Unterzahl wurden ein Nervenspiel, in dem die gut 400 Höchstadter Fans auf den Ausgleich hofften, sich aber nicht freuen durften. Als Michael Trox kurz vor dem Ende auf 2:0 für die Löwen erhöhte, wurde es ruhig im Gästeblock (39:42).

 

Noch stiller war es dann kurz nach Anpfiff des Schlussabschnitts. Nico Vogl traf zum 3:0 für die Hausherren (40:19), doch Höchstadt suchte in der Folge sein Glück in der Offensive. Hatten sich die Alligators von Spielertrainer Daniel Jun erst nur aufs Verteidigen und Auskontern besonnen, ließen sie nun Angriff um Angriff auf Patrick Vetters Tor rollen. Andre Lenk (41:20) sorgte kurz nach dem 0:3 für die Anschlusstreffer des HEC, Tomas Urban ließ knapp zehn Minuten das 2:3 für die Gäste folgen (50:40). 1:23 Minuten vor dem Ende nahm Höchstadt dann seine Auszeit, Keeper Schnierstein ging mit vom Eis und die Alligators kämpften um den Ausgleich. Bei einem Schlagschuss von der blauen Linie ging Jakub Mareks Schläger dann zu Bruch, der Tscheche eilte zur Spielerbank und ließ sich wahllos ein neues Spielgerät geben. Der EHC schaffte den Befreiungsschlag, Nico Vogls Schuss ging am Tor vorbei und in die Rundung, dorthin eilte Marek und aus der Drehung schlug er einfach nur Richtung Tor. Jetzt darf sich der junge Tscheche, den viele gerne kritisierten, weil er Spiele nicht entscheidet, aber mit nie enden wollender Arbeit sich für keinen Weg zu schade ist und so unglaublich wichtig für die Mannschaft war und ist, Meistermacher nennen.

 

 

 

Eishockey-Bayernliga 2015/ 2016, Playoff-Finale. EHC Waldkraiburg – Höchstadter EC 4:2 (1:0/ 1:0/ 2:2). Tore: 1:0 10:17 Hämmerle D. (Hradek Ch., Hilpert D.), 2:0 39:42 Trox M. (Vogl N., Kanzelsberger F.), 3:0 40:19 Vogl N. (Trox M., Paderhuber A.), 3:1 41:20 Lenk A. (Urban T.), 3:2 50:40 Urban T. (Jun D.), 4:2 59:16 Marek J. (Vogl N.). Strafen: EHC Waldkraiburg 9 Strafminuten + 10 Minuten Disziplinarstrafe (Paderhuber A.), + 20 Minuten Spieldauerstrafe (Wagner L., Hoher Stock), Höchstadter EC: 10 Strafminuten. Zuschauer: 2686. Stand der Serie Best-of-5: 3:2.

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