Zum ersten Mal in dieser Bayernliga-Saison gehen die „Löwen“ vom EHC Waldkraiburg punktlos aus einem Wochenende. War man am Freitag auf eigenem Eis gegen Vizemeister Höchstadt mit 1:6 noch deutlich unterlegen, kämpften die Industriestädter am Sonntag aufopferungsvoll beim TEV Miesbach. Keine drei Minuten vor dem Ende kassierte man jedoch noch das Gegentor zum 1:2 und ohne Zähler im Koffer die Heimfahrt antreten.
Wer mit dem EHC Waldkraiburg sympathisiert, hat es derzeit alles andere als leicht. Und das gilt gleichermaßen für Fans wie Spieler wie Verantwortliche. Vor der Saison stellten die Verantwortlichen mit Trainer Rainer Zerwesz eine Mannschaft zusammen, die vom Papier her und in voller Mannschaftsstärke sicherlich Eishockey spielen kann, um es vorsichtig auszudrücken. Gut, im schlechtesten Fall etwas dünn besetzt vielleicht, aber das Sommertraining lief prächtig; alle zogen mit, alle waren fit- noch fitter als im Vorjahr! Doch dann kamen die Vorbereitung und die ersten Meisterschaftsspiele- und damit begann das Unheil auch schon. Klar, Eishockey ist bestimmt kein Ballett und auch keine Einzelsportart- sondern der schnellste Teamsport, anstrengend, aufregend und mit gern gesehenem Vollkontakt. Doch dass man derart sprichwörtlich in einen Haufen tritt und eine Verletzung nach der anderen hinnehmen muss, das haben weder Spieler, noch Verantwortliche, noch Fans erwarten können. Und da sind nicht nur diejenigen gemeint, die mit dem EHC Waldkraiburg sympathisieren. So etwas wünscht sich oder anderen Niemand im Sport, auch nicht die Konkurrenz- und wenn doch, sollte man sich etwas Gedanken über die Kinderschule machen, die man offensichtlich nicht genossen hat. Der Rumpfkader, den Rainer Zerwesz derzeit zur Verfügung hat, spielt seit Wochen am Limit und geht oft darüber hinaus, die Verletzten sitzen auf der Tribüne und müssen zusehen, wie sich die Kameraden aufreiben und „Doppelschichten fahren“. Es ist hart für Spieler, Verantwortliche, Trainer und Verletzte. Und noch härter, wenn es dann läuft, wie am Sonntag beim TEV Miesbach. Gerade einmal 16 Mann hatte Rainer Zerwesz im Eisstadion „zusammenkratzen“ können, für das Spiel beim Titelaspiranten Miesbach. Kapitän Max Kaltenhauser, Kontingentspieler Jakub Marek, Michael Trox, Daniel Hämmerle, Martin Führmann, Martin Hagemeister und Thomas Rott suchte man unter diesen 16 aber vergebens- sieben durchgehend hochkarätige Ausfälle waren es nach sieben Spieltagen, so viele, wie noch nie in dieser Saison und auch nicht in der jüngeren Vergangenheit.
Mit Alexander Kanzelsberger, Daniel Schmidt, Sebastian Manger und Tim Ludwig standen dagegen vier Nachwuchsspieler des eigenen Juniorenteams in den Reihen der „Ersten“. Diese Hoffnungen für die Zukunft füllten aber nicht nur auf, sondern machten einen hervorragenden Job im Kreise der „Großen“. Dennoch waren es die Miesbacher, die mit Stephan Stiebinger nach knapp 14 Minuten EHC-Keeper Fabian Birk überwanden und erstmals jubeln durften (13:58). Im zweiten Drittel war es dann Lukas Wagner, der die vierte Überzahlgelegenheit des EHC nutzen konnte und ausgleichen konnte (25:43). Das achte Saisontor für Wagner, der auch einer derjenigen ist, die seit Wochen am Limit spielen müssen, weil es personell so eng ist. Obwohl er selbst eine Verletzung überstehen musste und die komplette Vorbereitung verpasste, macht Wagner dies bislang herausragend. Im Schlussdrittel sah es lange Zeit so aus, als würde man sich die Punkte teilen und in Verlängerung und möglicherweise Penaltyschießen den Sieger ermitteln. Waldkraiburger Rumpftruppe mit den vier Junioren im Team hielt stark dagegen, 174 Sekunden vor dem Ende mussten sie sich aber doch noch geschlagen geben, da Stiebinger mit seinem zweiten Tor des Spiels die Partie zugunsten des TEV entscheiden konnte (57:06).
Eishockey-Bayernliga 2015/ 2016, 8.Spieltag. TEV Miesbach – EHC Waldkraiburg 2:1 (1:0/ 0:1/ 1:0). Tore: 1:0 13:58 Stiebinger St. (Deml S., Feuerreiter F.), 1:1 25:43 Wagner L. (Borrmann T., Vogl N. PP1), 2:1 57:06 Stiebinger St. (Deml S., Müller R.). Strafen: TEV Miesbach 10 Strafminuten, 12 Strafminuten + 10 Minuten (Andrä A.) + 10 Minuten (Paderhuber A.). Zuschauer: 371.